Hygiene / Arbeitsschutz
Hygiene und Arbeitsschutz
Das Thema Hygiene und Arbeitsschutz hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Hierbei geht es neben dem Schutz des Patienten vor etwaigen Infektionsgefahren auch vor allem um den Schutz des gesamten Praxispersonals. Können Vorerkrankungen von Patienten bei OPs im Krankenhaus meist anhand von Voruntersuchungen ermittelt werden, bleiben diese in der Zahnarztpraxis weitgehend unerkannt. Auch eine regelmäßige (möglichst halbjährliche) Anamnese hilft hier nur bedingt, da manchen Patienten eine vorliegende Erkrankung unter Umständen selbst nicht bekannt ist. Umso wichtiger ist es, jedem Patienten und jedem Mitarbeiter ein Gefühl der Sicherheit durch perfekt implementierte Hygienemaßnahmen zu geben.
Infektionswege in der Zahnarztpraxis
Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen im Gesundheitswesen erkannt. Besonders die Händedesinfektion stand im Fokus, da der direkte Kontakt zwischen Arzt und Patient schnell als möglicher Faktor für eine Infektionsübertragung identifiziert wurde.
Auch wenn Händedesinfektionsmittel heute nach wie vor eine entscheidende Rolle spielen, ist mittlerweile bekannt, dass es wesentlich mehr Infektionswege gibt als nur den des direkten Kontaktes von Person zu Person. Auch der Kontakt des Patienten mit Instrumenten, Bohrern, Gegenständen und Materialien ist in diesem Zusammenhang als Infektionsrisiko zu nennen (Kreuzkontamination).
Daneben spielen gerade in Zahnarztpraxen zusätzlich Übertragungen durch Aerosole eine wichtige Rolle. Können sich Zahnarzt und Helferin mithilfe von Mundschutz, Gesichtsvisieren, Schutzbrillen und Handschuhen vor dem Spraynebel schützen, gelangen feinste Partikel auf umliegende Flächen, Geräte und Gegenstände.
Der Austausch von Abformlöffeln, Abformungen, Modellen und Restaurationen mit den zahntechnischen Laboratorien stellt ebenfalls ein mögliches Infektionsrisiko dar, das es zu berücksichtigen gilt.
Hygienemaßnahmen in Praxis und Labor
Generell unterscheiden wir drei verschiedene Bereiche bei den Hygienemaßnahmen für einen vollumfänglichen Infektionsschutz: Reinigung, Desinfektion und Sterilisation. Für jeden Bereich gibt es in den einzelnen Produktkategorien verschiedenste Materialien.
Für Reinigungsmaßnahmen kommen beispielsweise Waschlotionen, Orangenöl und Mittel für Ultraschallgeräte zum Einsatz, im Desinfektionsbereich gibt es Desinfektionsmittel für Hände, Instrumente, Flächen und Absaugungen und im Bereich der Sterilisation wären Produkte wie Helix Testsysteme, Steril-Container und Einschweißfolien zu nennen.
Auch wenn mittlerweile die Hygienemaßnahmen schon sehr ausgereift sind, gibt es immer wieder geänderte Empfehlungen und Weiterentwicklungen aufgrund von neuen Erkenntnissen. War es bis vor einigen Jahren noch gang und gäbe, Instrumente vor der Sterilisation in einer mit Instrumentendesinfektionsmittel gefüllten Instrumentenwanne zu lagern, gehört es heute zum Standard, Instrumente in einem Thermodesinfektor aufzubereiten, bevor sie ggf. im Autoklav sterilisiert werden.
Auch die korrekte Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten steht nun seit einiger Zeit im Fokus. Hier gibt es ebenfalls neue Gerätelösungen, die oftmals nicht nur den Hygieneaspekt berücksichtigen, sondern auch durch eine perfekte, automatisierte Pflege dazu beitragen, die Lebensdauer von hochwertigen Hand- und Winkelstücken oder Turbinen zu verlängern.
Mit dem steigenden Hygienebewusstsein wird auch den Wasserwegen in der Zahnarztpraxis eine größere Beachtung geschenkt: Nicht nur Desinfektionsmittel für Absaugungen und Speibecken kommen hier zum Einsatz, sondern auch Entkeimungsmittel, die eine entsprechende kontaminationsfreie Wasserqualität in den Behandlungseinheiten gewährleisten.
Für eine sichere Zusammenarbeit mit dem Labor gibt es heute Lösungen wie Hygieneschleusen oder Abformdesinfektionsmittel, die dazu beitragen, ein mögliches Infektionsrisiko zu minimieren.
Richtlinien und Guidelines für einen perfekten Infektionsschutz
Um einen möglichst einheitlich hohen Standard bei Hygienemaßnahmen zu gewährleisten, gibt es verschiedene Empfehlungen und Regelungen, die Zahnärzte bei einer optimalen Implementierung von Infektionsschutzmaßnahmen unterstützen. Neueste Erkenntnisse und Forschungsergebnisse werden in den Richtlinien des Robert-Koch-Institutes veröffentlicht. Diese RKI-Richtlinien dienen als Wegweiser für einen bestmöglichen Infektionsschutz und bilden die fachliche Grundlage für entsprechende Gesetze und Verordnungen.
Da es aufgrund vieler verschiedener Testmöglichkeiten schwierig ist, Wirkspektren von Desinfektionsmitteln objektiv und einheitlich zu beurteilen, mussten hier Wege für eine standardisierte Messweise gefunden werden. Mittlerweile haben sich die Prüfverfahren nach VAH/DGHM als probate Bewertungskriterien etabliert. Entsprechend geprüfte Desinfektionsmittel können in jeder Praxis eingesetzt werden und geben dem Praxispersonal die nötige Sicherheit, was ausgewiesene Wirksamkeiten betrifft.
Um jederzeit einen korrekten Umgang mit der Vielzahl an Desinfektionsmitteln in einer Praxis sicherzustellen, werden die einzelnen Präparate in einem Hygieneplan zusammengefasst. Dort gibt es Hinweise zum Einsatzgebiet, der Dosierung und Häufigkeit der Anwendung und mehr. Da es sich bei den meisten Produkten auch um Gefahrgüter handelt, werden für diese Artikel sogenannte Sicherheitsdatenblätter benötigt. Diese sind entweder beim Hersteller direkt erhältlich oder stehen bei mir im Shop zum Download bereit.